Umgang mit schwierigen Gefühlen: Dos and Don’ts

Headshot von Svenja Adamek

Diplom-Psychologin & Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie

Psychologische Onlineberatung

Svenja Adamek hat ihr Gesicht in eine Hand gelegt, lächelt. Im Hintergrund ein roter Blumenstrauß. Text "guter Umgang mit Gefühlen"

Unsere Gefühle können uns überfluten, in die Irre führen und uns mutlos machen. Dabei wollen sie uns eigentlich helfen. Wo lernen wir gut mit unseren Gefühlen umgehen? In der Schule jedenfalls nicht. Stattdessen lernen wir im Alltag oft Strategien im Umgang mit Gefühlen, die uns schaden. Hier erfährst du das wichtigste Know-how für einen guten Umgang mit schwierigen Gefühlen.

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Viele Menschen unterteilen Gefühle in positive bzw. angenehme und negative bzw. unangenehme Gefühle. Positive Gefühle sind dann Freude und Liebe, während negative Gefühle u. a. Wut, Angst, Traurigkeit und Scham sind.

Oft werden dann negative Gefühle mit schwierigen Gefühlen gleichgesetzt. Allerdings hängt es von deinen Lernerfahrungen ab, welches Gefühl du als schwierig empfindest. Bei vielen Frauen war in der Kindheit Wut ein Gefühl, welches die Umgebung nicht toleriert hat, sodass für viele Frauen nach wie vor Wut ein schwieriges Gefühl ist.

Wenn einem Jungen ein klischeehaftes männliches Rollenbild vorgelebt wurde, mit Leitsätzen wie „ein Mann hat stark zu sein und keine Gefühle zu zeigen“, dann ist es wahrscheinlich, dass sich dieser Junge auch später als Mann Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Traurigkeit nicht zugesteht.

Durch individuelle Lernerfahrungen können selbst die angenehmen Gefühle wie Liebe oder Freude schwierige Gefühle sein. Wie kann das sein? Wenn ich bspw. die Erfahrung gemacht habe, dass auf meine Liebe immer eine Enttäuschung folgt, kann es sein, dass Liebe mit Angst verknüpft ist und ich deswegen enge Beziehungen vermeide.

Anderes Beispiel: Wenn ich sehr negativ über mich denke und mich ständig kritisiere, kann es sein, dass ich mir bewusst oder vielmehr unbewusst Freude nicht erlaube. Wenn ich dann Freude empfinde, bin ich hin- und hergerissen zwischen dem angenehmen Gefühl und dem Gedanken, dass das nicht sein kann.

Schau mal bei dir, welches Gefühl genau oder welche Gefühle empfindest du als schwierig und warum?


Don'ts im Umgang mit schwierigen Gefühlen


1. Sich (schwierige) Gefühle verbieten

Sich Gefühle zu verbieten ist eine ganz schlechte Strategie, denn jedes Gefühl hat eine Funktion und will dir helfen gut durchs Leben zu kommen. Die Funktion von Angst ist z.B. Schutz oder Sicherheit, die Funktion von Traurigkeit ist Dinge zu verarbeiten, die Funktion von Wut ist deine Grenzen zu verteidigen und mit deinen Zielen in Kontakt zu sein.


2. Schwierige Gefühle verdrängen

Damit meine ich Gefühle zu ignorieren oder sie zu unterdrücken. Stell dir vor, du bist in einem Pool, das Wasser reicht dir bis zum Bauch und du hast einen Volleyball in der Hand, der ist dein Gefühl. Kannst du den unterdrücken? Kannst du den unters Wasser halten? Ja klar, wahrscheinlich sogar eine ganze Weile. Aber irgendwann zittern deine Hände und der Ball wird hochploppen. Auf lange Sicht führt Verdrängung zu psychischen Problemen.


3. Schwierige Gefühle betäuben mit Substanzen und Essen

Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Gefühle zu betäuben. Effektiv geht das mit Substanzen wie Alkohol, Tabletten und Drogen oder auch mit Essen, insbesondere mit Zucker.

Auch Hungern kann eine Form sein, sich zu betäuben, sich nicht zu spüren. Mit all diesen Strategien lassen sich Gefühle jedoch nur kurzfristig unterdrücken. Wenn du das öfter machst, entwickelt sich daraus leicht ein Substanzmissbrauch, eine Abhängigkeit oder eine Essstörung.

Davon wiederum loszukommen, ist kompliziert. Außerdem ist zu bedenken, dass wir nicht einfach nur bestimmte Gefühle wie Angst und Scham betäuben können, sondern wenn wir anfangen zu betäuben, betäuben wir sämtliche Gefühle, also auch die angenehmen wie Freude und Zuneigung/Liebe.


4. Sich permanent ablenken als schlechter Umgang mit Gefühlen

Neben den Substanzen und Essen gibt es andere Wege Gefühle zu betäuben, z.B. übermäßiges Arbeiten, übermäßiges Shoppen, Binge-Watching (zu viel Serien schauen) übermäßiger Sport oder Hungern. Im Prinzip kann sämtliches Verhalten dazu eingesetzt werden, sich nicht zu spüren.

Ablenkung durch nicht schädigendes Verhalten kann durchaus sinnvoll sein. Warum solltest du nicht mal eine spannende Serie schauen, die dich auf andere Gedanken bringt?! Zum Problem wird es, wenn du dich ständig ablenkst.


5. Isolation als negativer Umgang mit schwierigen Gefühlen

Damit meine ich, Gefühle für sich zu behalten und sich von Menschen zurückzuziehen. Damit versagst du es dir, Verständnis und Unterstützung zu bekommen. So kann sich deine Lage stark verschlimmern.


Dos im Umgang mit schwierigen Gefühlen


1. Sich sämtliche Gefühle erlauben

Sich die eigenen Gefühle zu erlauben, ist der erste und wichtigste Schritt im Umgang mit Gefühlen. Denn: „What we feel can heal, what we resist persists“. Zu Deutsch: „Was wir fühlen, kann heilen, wogegen wir uns sträuben, bleibt bestehen.


2. Schwierige Gefühle validieren

Valideren bedeutet, zu verdeutlichen, dass etwas nachvollziehbar ist. Validieren ist etwas, dass andere für dich tun können oder etwas, was du für dich selber tun kannst. Jemand anderes kann z.B. Mitgefühl über eine Umarmung zeigen oder etwas sagen wie: „Ich kann total verstehen, dass du traurig bist.“ Therapeut:innen validieren häufig über verständnisvolles Nicken oder Laute wie „Hmmm“ – in Fachkreisen auch liebevoll therapeutisches Grunzen genannt.

Validiere sich selber, indem du dir sagst: „Das ist auch wirklich eine schwierige Situation, in der ich gerade bin. Kein Wunder, dass ich Angst habe.“, „Mir lag sehr viel daran. Es ist verständlich, dass ich nun enttäuscht bin.“


3. Raum für Gefühle finden

Wenn wir im Alltag viel zu tun haben, kann es schwierig sein, Zeit und Raum für die eigenen Gefühle zu finden, nehme dir dennoch Zeitfenster. Finde z. B. Zeit dafür, deine Wut über Bewegung abzureagieren. Wenn du traurig bist, dann nimm dir zumindest 15 Minuten Zeit, dich Zuhause mit einer Packung Taschentücher hinzusetzen. Deine Notoption ist immer das WC, um durchzuatmen.
Porträt einer jungen Frau im warmen Sonnenlicht. Die Frau lächelt, hat die Augen geschlossen.


4. Distanz zu schwierigen Gefühlen schaffen

Wenn du Gefühle zulässt, dann gehen sie wieder, sie kommen und gehen wie Wellen. Aber manchmal halten sie länger an, insbesondere wenn wir keine Distanz zu ihnen haben.

Mach dir deshalb klar: Du hast ein Gefühl, bist aber nicht dein Gefühl. Du bist kein Angsthase, nur weil du Angst hast, du bist kein schlechter Mensch, nur weil du ein Schuldgefühl hast.


5. Realitätscheck: Entspricht das schwierige Gefühl der Situation?

Wenn dein Gefühl immer noch ein Problem ist, bietet sich nun ein Realitätscheck an. Denn: Gefühle sind zwar immer ok, sie wollen hilfreich sind und sie sind nachvollziehbar, ABER sie entsprechen nicht unbedingt der Realität.

Also schau dir mal an, ob deine Gedanken zur Situation passen. Ist es wirklich eine Katastrophe, ist es wirklich unverzeihlich, ist es wirklich aussichtslos, ist es wirklich ein Gesichtsverlust?

 

 

Ich weiß, den Umgang mit Gefühlen zu verändern ist schwierig, braucht Zeit, Geduld und Selbstmitgefühl. Wenn du dabei meine Unterstützung haben möchtest, dann schreibe mir gerne eine Mail oder vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch. Ich biete psychologische Onlineberatung auf Selbstzahlungsbasis an.

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