Grübeln vorm Einschlafen – 7 Tipps für guten Schlaf

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Diplom-Psychologin & Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie

Psychologische Onlineberatung

"Grübeln vorm Einschlafen überwinden"

Grübeln bedeutet, dass sich deine Gedanken im Kreis drehen – immer wieder um dieselben Themen wie ein Karussell. Und das oft, wenn man doch eigentlich schlafen wollte. In diesem Artikel verrate ich dir, wie du aus dem Gedankenkarussell aussteigst und gut schläfst.

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Ich kenne es zu grübeln und dadurch nicht einschlafen zu können. Besonders schlimm war das in einer Phase, als ich in einem Anstellungsverhältnis war, in dem es mir nicht gut ging. Ich war überlastet und unzufrieden. Eine Vertragsauflösung wäre teuer für mich geworden. So grübelte ich Nacht um Nacht über den vorausgegangenen Arbeitstag nach. Nicht über Situationen mit meinen Patient:innen, sondern über Situationen mit der Leitung, darüber, wie ungerecht wir Mitarbeitenden behandelt wurden und darüber, ob ich nicht bei dem ganzen Chaos, das herrschte, irgendeine Verwaltungsformalie vergessen hatte. Gerädert stand ich dann am nächsten Tag auf.


Mittlerweile bin ich selbstständig und grüble nicht mehr, auch wenn die Selbstständigkeit Herausforderungen mit sich bringt. Meine Tipps für dich folgen. Doch vorher möchte ich dir noch wichtige Hintergrundinformationen mit auf den Weg geben.


Warum grübeln wir vorm Einschlafen?

Wenn wir Zähne geputzt haben und das Licht ausmachen, fallen sämtliche Ablenkungen weg und unsere Gedanken können sich voll ausbreiten. Dieser Effekt ist umso stärker, je größer unsere Ablenkungen tagsüber waren und je mehr wir tagsüber weggeschoben bzw. verdrängt haben.

Grübeln kann unser Kontrollbedürfnis widerspiegeln: Wir sezieren Situationen, die wir nicht mehr ändern können oder auf die wir noch keinen Einfluss nehmen können. Ein starkes Kontrollbedürfnis wiederum steht in Zusammenhang mit Angst und/oder Hilflosigkeit. Folglich kann man sagen, dass Grübeln ein Versuch ist, die eigenen unangenehmen Gefühle zu reduzieren. Logisch, wenn auch nicht hilfreich.

Gleichsam spüren wir beim Grübeln unsere Emotionen meist nicht, sondern sind auf unsere Kognitionen bzw. Gedanken fokussiert. Wir sind in unserem Kopf.


Was tun bei Grübeln vorm Einschlafen? – 7 Tipps

1. Geh auf eine Metaebene

Wichtig ist, auftretendes Grübeln so früh wie möglich zu erkennen. Erkennen ist der wichtigste Schritt zur Veränderung. Indem du dem Grübeln einen Namen gibst, schaffst du eine Distanz, z.B. „Ah, jetzt bin ich wieder in meinem Gedankenkarussell.“


2. Fokus umlenken mit dieser Atemübung

Mach dir klar, dass Grübeln dir nicht weiterhilft und entscheide dich in einem konkreten Moment dafür, deinen Fokus umzulenken. Mir hilft z.B. folgende Übung, die ich Atemzählen nenne: Atme ein, atme aus und zähle 1, atme ein, atme aus, 2 und so weiter. Wenn du rauskommst, fang von vorne an. Achte besonders auf eine lange Ausatmung, denn diese aktiviert dein parasympathisches Nervensystem, das dich beruhigt.


3. Ziehe Journaling vorm Einschlafen in Betracht

Für Viele ist es hilfreich vorm zu Bett gehen Tagebuch zu schreiben. Setze dich abends hin und notiere, was dich beschäftigt. Die Idee dahinter: so kannst du deine Gedanken in dem Buch lassen, anstatt sie mit ins Bett zu nehmen.

Wenn du später, im Bett einen wirklich wichtigen Gedanken zu fassen hast, mit dem du dich am nächsten Tag weiter auseinandersetzen willst, kannst du diesen Gedanken in dein Tagebuch bzw. Journal eintragen. Das sollte aber eine Sonderregelung sein und nicht ständig vorkommen.

Journaling lässt sich auch gut mit dem nächsten Tipp verbinden.


4. Richte dir eine Grübelzeit ein

Setze dich am Abend für eine definierte Zeit (ca. 15-20 Minuten) auf einen festgelegten Platz und denke bewusst über deine Sorgen nach. Grübelgedanken außerhalb dieser Zeit, notierst du dir und beschäftigst dich mit diesen zu deiner Grübelzeit, sonst nicht.


5. Setze dir eine Deadline für deine Arbeit

Beende deine Arbeit jeden Tag bewusst mit einem Ritual und beschäftige dich danach nicht mehr mit der Arbeit. Spätestens vorm Abendessen schließe ich bewusst sämtliche Programme auf meinem Gerät, schalte es aus und sage: „Bis Morgen (oder bis Montag), mein lieber Mac!“. Danach arbeite nicht mehr, d.h. auch, dass ich keine Mails mehr lese und nicht auf LinkedIn aktiv bin.


6. Schaffe dir eine schlaffördernde Umgebung

Schaffe dir eine Umgebung, in der du gut schlafen kannst. Idealerweise bist du nur zum Schlafen oder für Sexualität in deinem Bett, sofern du Schlafprobleme hast. Lüfte vor dem Schlafengehen, dunkle den Raum adäquat ab und nutze ggf. einen Lavendelduft.


7. Sprich darüber, was dich beschäftigt

Setze dich mit deinen Themen und Gefühlen in einem geeigneten Rahmen auseinander und schau, mit wem du gut über deine Belastungsfaktoren sprechen kannst. Reden ist entlastend und schafft Verbindung. Suche dir ggf. professionelle ärztliche und/oder therapeutische Unterstützung, insbesondere wenn du neben Grübeln und Schlafproblemen noch andere Veränderungen wie gedrückte Stimmung, verminderten Antrieb und Energieverlust bemerkst.

Weitere Wundermittel für deinen Weg zu gutem Schlaf sind Achtsamkeits- und Entspannungsübungen sowie Selbstfürsorge.

Hier ist ein Link zu meinem YouTube-Kanal: Yoga & Entspannungsplaylist

Hier kannst du mehr über Selbstfürsorge lesen:
https://svenja-adamek.de/mentale-gesundheit/bringe-selbstfuersorge-in-dein-leben/

7 Don´ts bei Grübeln vorm Einschlafen

  • Koffein & Nikotin: Auch wenn dich Nikotin gefühlt beruhigt, handelt es sich um ein Stimulans. Zu anderen Substanzen erfährst du weiter unten mehr.

  • Aufregende Inhalte: Ich selber lese keine Kriminalromane vorm Schlafengehen und vermeide aufregende Serien und Filme, weil mich solche Inhalte aufputschen.

  • Nachts auf die Uhr schauen: Ich habe keine sichtbare Uhr in der Nacht, weil es mir Druck machen würde zu wissen, wie viel Zeit ich schon wach bin bzw. wie wenig Zeit mir zum Schlafen noch bleibt. Druck sorgt dafür, dass du länger wach bist.

  • Tagsüber Schlafen: Ich verstehe, dass man sich tagsüber nochmal hinlegen möchte, wenn man die Nacht zuvor schlecht geschlafen hat. Doch das verschlechtert den Schlafrhythmus. Deswegen meine Empfehlung, auf Schlaf tagsüber zu verzichten, wenn du unter Schlafstörungen leidest.

  • Ins Bett gehen, obwohl du nicht müde bist: Das wird leider nicht funktionieren und du verbringst nur mehr Zeit wach im Bett. Wenn du nachts aufwachst und nicht mehr einschlafen kannst, wird sogar empfohlen, außerhalb des Bettes einer langweiligen Tätigkeit nachzugehen, wie z.B. Bügeln. Hab´ ich aber noch nie probiert, ehrlich gesagt.

  • Internet vorm Zubettgehen: Ich gehe mindestens eine Stunde vorm Zubettgehen nicht mehr ins Internet.

  • Zu spät Sport machen: Wenn du abends Sport machst, empfehle ich dir danach mindestens zwei Stunden einzuplanen, damit dein Körper genug Zeit hat, wieder runterzufahren.
Porträt einer Frau, die im Bett liegt. Gesicht ist entspannt. Augen geschlossen, die Frau lächelt. Warmes Sonnenlicht scheint hinein.


Soll ich schlaffördernde Medikation bei Grübeln und Schlafproblemen nehmen?

Vorweg: Ich bin keine Ärztin. Dennoch teile ich gerne meine generelle Haltung zu einschlaffördernder Medikation. Es gibt verschiedene Mittel ohne Verschreibungspflicht und zahlreiche verschreibungspflichtige. Bei Letzteren unterscheide ich zwischen Substanzen mit Abhängigkeitspotenzial wie Benzodiazepine und sogenannte Z-Substanzen und Medikation wie Antidepressiva und Neuroleptika, bei denen Art und Menge auf Schlafstörungen bzw. Grübeln angepasst werden.

Ich würde tendenziell versuchen, eine Medikation zu vermeiden. Jedoch nicht um jeden Preis, denn Schlaf ist wichtig. Entsprechend sollte je nach Symptomatik eine Medikation ärztlicherseits verordnet werden – idealerweise von einer Psychiaterin oder einem Psychiater. Meine letzte Wahl wären Substanzen mit Abhängigkeitspotenzial. Diese werden aus meiner Sicht oftmals zu leichtfertig verschrieben.


Was ist mit Selbstmedikation für besseren Schlaf?

Egal ob CBD, Cannabis, Alkohol oder nicht verordnete Einschlafmittel: Ich bin dagegen sich selbst zu medikamentieren. Einerseits, weil die Gefahr einer Abhängigkeit groß ist. Andererseits, weil Selbstmedikation günstiges Verhalten wie Erlernen und Einsetzen von Entspannungstechniken verhindert und so Selbstwirksamkeit blockiert. Übrigens: auch wenn Alkohol das Einschlafen erleichtern kann, verschlechtert es die Schlafqualität.



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Svenja Adamek sitzt an einem Tisch. Sie lächelt, Ellbogen auf dem Tisch, hält eine Tasse.

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